Sidat! Simon Dach Projekttheater
HERBSTSONATE
Theaterspiel nach Ingmar Bergmann

Ingmar Bergmans Film HERBSTSONATE kam 2002 in Hamburg zum ersten Mal auf die Bühne.
SiDat! präsentiert die Berliner Bühnen-Erstaufführung und meint, daß es noch viel zu entdecken gibt. Mutter und Tochter haben sich sieben Jahre nicht gesehen. Nun treffen sie zusammen und sagen sich die Meinung. Charlotte ist Konzertpianistin und auf internationalen Podien zu Hause. Ihre Tochter Eva ist Pfarrfrau in einem nordnorwegischen Nest hart am Polarkreis. Charlottes Leben ist ihr Beruf. Mit der Mutterrolle kam sie nicht zurecht. Evas Verhältnis zu ihrem Beruf als Journalistin war nur lose. Ihn aufzugeben für den sicheren Hafen bei einem Mann, den sie nicht liebt, fiel ihr leicht. Ihr Sohn Erik verunglückte mit vier Jahren. Damit endeten ihre eigenen Erfahrungen mit der schwierigen Aufgabe, Mutter zu sein. Einen Film als Theaterstück zu inszenieren - heißt das, den Film nachzuspielen? Warum sollte man, den Film gibt es ja schon. Ein guter Stoff enthält weit mehr Dimensionen als eine einzige Deutung sie fassen kann. Sich dem Text von Nullpunkt her zu nähern, ihn neu und unbefangen zu lesen, auch die eigenen Erfahrungen einzubringen, ist produktiv für die Macher und interessant für das Publikum.

Zwischen Evas "Glaubst du, daß meine Mutter absolut gefühllos ist?" und Charlottes "Es tut so weh" gibt es in HERBSTSONATE Erstaunliches zu entdecken. Charlotte ist eine starke Frau mit dem Anspruch, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Widersprüche, die daraus folgen, versucht sie auszuhalten. Zum Beispiel mit dem Vorwurf zu leben, daß sie ihre Kinder allein ließ. Eva sehnt sich nach Liebe. Aber sie ist nicht fähig, Liebe anzunehmen, nicht einmal vom eigenen Mann. In der Opferrolle hat sie sich sehr gut eingerichtet. Die Eva allerdings, die ganz ernsthaft verkündet, Menschen wie Charlotte müsse man einsperren und unschädlich machen, und die der am Boden zerstörten Mutter rigoros erklärt: "Es gibt keine Vergebung," ist längst kein Opfer mehr.
 
Es spielen: Margarete Steinhäuser, Katja Lawrenz, Klaus Bobisch, Heidrun Turina
Regie und Bühne: Peter Wittig
Produktion: Wittig & Steinhäuser GbR